Was bedeutet eigentlich «Budo»?

Asiatische Kampfkünste blicken auf eine Tradition von einigen Tausend Jahren zurück. Sie werden unter dem Ausdruck «Budo» zusammengefasst. «Japanisches Budo» baut auf Kriegstechniken auf, die in Japan während ihrer Blütezeit im Mittelalter beispielsweise von den «Samurai» ausgeübt wurden.

«Budo» heisst wörtlich übersetzt «Weg des Kriegers» («bushido»), der «den Kampf anhält und beendet» («bu»). Traditionelles Budo ist aber nicht nur körperliche, sportliche Ertüchtigung, sondern vielmehr ein vom Buddhismus geprägter Schulungs- und Lebensweg. So soll über das Training bestimmter Bewegungsformen hinaus ein seelisch-geistiger Zustand innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit erreicht werden. Angestrebt wird die Einheit von Körper und Geist.

Der zweite Wortbestandteil von Budo ist «do», der Weg, oder auch Grundsatz, Lehre, Philosophie, Richtung, Entwicklung. Dieser «Weg» offenbart sich erst nach jahrelangem, intensivem Üben, er steht für eine beharrliche Auseinandersetzung – vor allem mit sich selbst. Artikel 15 des «bubishi», eines alten chinesischen Dokuments zu den traditionellen Kriegskünsten, lautet:

  • «Wenn du dich und dein Gegenüber kennst, wirst du nicht verlieren.»
  • «Wenn du nur dich kennst, und nicht dein Gegenüber, dann werden deine Chancen um 50 Prozent reduziert.»
  • «Wenn du weder dich noch dein Gegenüber kennst, verlierst du.»
  • «Sei ernsthaft und flexibel und weiche aus, so dass du nicht Opfer deiner Gewohnheiten wirst.»
  • «Ohne Kampf zu siegen ist die grösste Leistung eines Kämpfers.»

Einheitlich ist der Grundgedanke des japanischen Budo: Es handelt sich um Kampfkünste mit wertbildenden geistigen und erzieherischen Inhalten. Zum unbewaffneten Budo gehören Aikido, Judo, Ju-Jitsu, Karate-Do u.a.m. Zu den bewaffneten Formen zählen Kendo, Iaido und Kyudo.

Auf den ersten Blick ähneln sich viele asiatische Budo-Formen. Jeder einzelnen liegt aber eine verschiedene Technik zugrunde. Im Judo überwiegt beispielsweise die Wurftechnik, im Karate die Schlagtechnik. Die Unterschiede bei den Budo-Disziplinen ergeben sich nicht zuletzt daraus, dass sie geschichtlich gesehen in mehreren asiatischen Ländern zu ihrer heutigen Form entwickelt wurden.

Gemeinsames Kennzeichen der Budoka ist deren Kleidung, die der traditionellen asiatischen Kleidung («kimono») nachempfunden ist. Durch ihren weiten Schnitt – mit Kittel und Hose, bei Aikido-Meistern zusätzlich mit einem langen Rock – gewährleistet diese Bekleidung grösstmögliche Bewegungsfreiheit.

Dieser «gi» besteht zudem aus einem Gürtel, der auch symbolischen Charakter hat. Die Gürtelfarbe bringt den Kenntnis- und Entwicklungsstand des Budoka zum Ausdruck. Dabei kennzeichnet die hellste Farbe den Status eines Anfängers (Schülergrad), die dunkelste Farbe den Status des Meisters (Dan-Grad). Ein Meister ist im japanischen Sinne ein Begleiter des Schülers auf dessen «Weg». Im Allgemeinen sieht die Reihenfolge der Farben wie folgt aus: weiss, gelb, orange, grün, blau, braun und schwarz. Ein weiteres gemeinsames Kennzeichen im Budo sind die japanischen Namen und Bezeichnungen.

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Autor: Martin Grünig / 03.02.2013